eXodus: Alternativen zu Musks X
Sie fragen sich, ob Sie X (ehemals Twitter) weiterhin nutzen sollten? Keine Sorge: Mit dieser Frage sind Sie definitiv nicht allein. Seit der Wiederwahl von Donald Trump und dem erneuten Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen ist die Plattform einmal mehr zum Zentrum hitziger Debatten geworden. Während einige Nutzer X den Rücken kehren und nach alternativen Netzwerken suchen, schätzen andere weiterhin die Reichweite und den schnellen Austausch. Doch lohnt es sich wirklich, X treu zu bleiben – oder überwiegen die Nachteile? In diesem Ratgeber zeigen wir Ihnen die aktuellen Entwicklungen, die Vor- und Nachteile der Plattform und geben Ihnen Entscheidungshilfen an die Hand. Zudem stellen wir Ihnen einige Alternativen vor, die eine interessante Option für Sie sein könnten.
🔔 Sie haben es eilig? Die wichtigsten Key Takeaways
- Zahlreiche Nutzergruppen haben X in den letzten Monaten Adiéu gesagt. Schätzungen gehen davon aus, dass allein am Tag nach der US-Wahl über 115.000 Nutzer in den USA ihre Konten deaktivierten – ein Rekordwert seit Musks Übernahme der Plattform.
- 120 Hochschulen und öffentliche Einrichtungen folgten einem Appell der Universität Düsseldorf und wandten sich ebenfalls von X ab.
- Elon Musk rückt in den Fokus der Politik: Das führt zu weiteren Bedenken hinsichtlich der Neutralität und Integrität von X.
- Plattformen wie Bluesky, gegründet von Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey, verzeichneten einen starken Zulauf in den letzten Monaten.
Exodus bei X – Die Abwärtsspirale geht weiter
Seit Elon Musk Twitter am 23. Juli 2023 in „X“ verwandelt hat – als hätte er beim Rebranding einfach die Buchstabentaste nicht mehr gefunden – fragen sich viele: Muss ich das wirklich noch nutzen? Zwischen fragwürdigen Entscheidungen, sinkender Usability und einem eher seltsamen Grundton zieht es immer mehr Nutzer und ganze Unternehmen zu neuen digitalen Gefilden.
Auch zahlreiche Unternehmen, Musiker, Sportvereine und Einzelpersonen haben sich entschieden, die Plattform zu verlassen. Ein prominentes Beispiel ist der FC St. Pauli, der seine Aktivitäten auf X vollständig eingestellt hat, da die Plattform zunehmend als „Hass-Maschine“ wahrgenommen wurde, auf der Rassismus und Verschwörungstheorien ungehindert verbreitet werden. Bereits im Februar 2023 hatte der Klub die Widget-Integrationen von Twitter auf seiner Homepage deaktiviert.
Seit Januar 2025 haben auch zahlreiche Hochschulen und Forschungsinstitutionen, darunter die Universität Würzburg ihre Teilnahme an der Plattform beendet. Vorausgegangen war ein viel beachteter öffentlicher Appell, initiiert von der Universität Düsseldorf, dem sich mehr als 120 wissenschaftliche Einrichtungen aus dem deutschsprachigen Raum angeschlossen haben. Dieser gemeinsame Rückzug setzt ein starkes Zeichen für die Werte der Wissenschaft: Vielfalt, Freiheit und wissenschaftliche Integrität.
Wie groß ist der Nutzerschwund wirklich?
Der Nutzerschwund bei X (ehemals Twitter) ist deutlich spürbar – aber schwer exakt zu beziffern. Verlässliche Zahlen sind rar, denn die Plattform selbst gibt kaum noch Einblick in ihre internen Daten. In der EU ist X nur verpflichtet, bestimmte Kennzahlen im Rahmen des Gesetzes über digitale Dienste (DSA) offenzulegen – umfassendere Statistiken bleiben jedoch aus.
X informiert die Öffentlichkeit via „X Transparenz“ über die Nutzer der letzten 45 Tage. Dabei wird unterschieden zwischen angemeldeten und unangemeldeten Zugriffen (Gäste).Screenshot: transparency.x.com
Hintergrundwissen: Der DSA enthält spezielle Regeln für sehr große Online-Plattformen und Suchmaschinen. Das sind Plattformen und Vermittler mit mehr als 45 Millionen monatlichen Nutzern in der EU. Sie unterliegen den strengsten Verpflichtungen des Gesetzes.
Trotzdem zeichnen externe Analysen ein klares Bild: Laut Edison Research ist die Nutzung in den USA zwischen 2023 und 2024 um rund 30 % zurückgegangen. In Europa sank die Zahl der monatlich aktiven Nutzer im selben Zeitraum von 111,4 auf 106 Millionen. Besonders stark war der Rückgang in Großbritannien mit fast einem Drittel weniger Nutzern. In Deutschland hingegen zeigt sich ein differenzierteres Bild – hier gab es zeitweise sogar einen leichten Anstieg. Dennoch: Eine Bitkom-Umfrage zeigt, dass 32 % der deutschen Nutzer planen, ihr Profil zu löschen, 5 % haben es bereits getan. Die Gründe reichen von unzureichender Moderation über die Verbreitung von Hassrede bis hin zur allgemeinen Unzufriedenheit mit Elon Musks Kurs.
Trotz der Datenlücke ist klar: X verliert sichtbar an Relevanz – und das Vertrauen vieler einst treuer User.
Diese Plattformen profitieren vom Nutzerschwund
Immer mehr Nutzer und auch Unternehmen kehren X (ehemals Twitter) den Rücken – frustriert von der Entwicklung der Plattform, Veränderungen in der Moderation oder der allgemeinen Tonalität. In diesem Vakuum gewinnen alternative Netzwerke wie Mastodon, Bluesky oder Threads zunehmend an Aufmerksamkeit. Sie bieten neue Ansätze, frische Communities und das Versprechen, es besser zu machen. Doch worin unterscheiden sich diese Plattformen eigentlich – und welche ist für welchen Nutzertyp am besten geeignet?
In diesem Abschnitt geben wir Ihnen einen Schnellüberblick über die X/Twitter-Alternativen.
Mastodon – Das wilde Fediverse-Zebra
Mastodon ist so etwas wie der Bio-Supermarkt unter den Mikroblogging-Diensten: dezentral, werbefrei und mit viel Liebe zur Community. Statt einem einzigen Server gibt es hier sogenannte Instanzen – also kleine Communitys mit jeweils eigenen Regeln. Das klingt kompliziert, ist aber im Alltag herrlich entspannt.
Ein Highlight: Content-Warnungen für sensible Themen. Und mit der aktuellen Version 4.3 dürfen Sie endlich auch Ihre Bilder in Beiträgen hübsch sortieren – fast wie bei Instagram, nur ohne Filter und FOMO.
Witzfaktor: Bei Mastodon wird nicht getwittert, sondern „getrötet“. Ja, wirklich. Der Elefant im Raum ist hier Programm.
Threads – Zuckerbergs Instagram mit Text drunter
Threads stammt von Meta – genau, dem Konzern, bei dem Datenschutz oft eher optional wirkt. Die App ist quasi Instagram, aber mit mehr Buchstaben und weniger Selfies. Sie melden sich einfach mit Ihrem Instagram-Account an und posten Texte mit bis zu 500 Zeichen, gerne auch mit Bild und Video.
In Europa ließ der Start auf sich warten – Datenschutzbedenken sei Dank. Aber mittlerweile ist Threads auch hier angekommen. Meta verspricht ein sicheres Erlebnis. Ob man das glauben kann, wird sich zeigen.
Witzfaktor: Threads ist wie ein Gruppenchat, der beschlossen hat, ein echtes Netzwerk zu werden. Nur ohne Stickerflut.
Bluesky – Twitter auf Wolke sieben
Bluesky wurde 2019 von Jay Graber und Twitter-Mitgründer Jack Dorsey ins Leben gerufen. Während Dorsey sich inzwischen aus dem Unternehmen zurückgezogen hat, ist Graber weiterhin CEO. Ziel von Bsky ist eine Plattform, die verschiedene soziale Netzwerke unter einem Dach vereint – so ein bisschen wie Airbnb für Meinungen.
Bluesky hat das Beta-Stadium am 7. April 2024 verlassen – vorher war es nur mit Einladung nutzbar. Seitdem wächst die Community unaufhaltsam – und mit ihr auch der Wunsch, endlich vom Algorithmus-Diktat befreit zu sein. Laut der Website Bcounter hat die Plattform im April 2025 die 35 Millionen Nutzer-Marke geknackt.
Nutzerzahlen vom 28. April 2025.Screenshot: FLYERALARM Digital / Bcounter.nat.vg
Witzfaktor: Hier „skeeten“ Sie statt zu tweeten. Was das genau heißen soll? Fragen Sie lieber nicht – einfach ausprobieren.
Spoutible – Die höfliche Stimme im Netz
Spoutible versteht sich als die sichere, respektvolle Alternative zu X. Die Plattform legt großen Wert auf Schutz vor Hassrede, Belästigung und toxischer Kommunikation – quasi die Social-Media-Version eines höflichen Kaffeeklatsches.
Technisch orientiert sich Spoutible an Twitter, setzt aber stark auf Community-Guidelines und benutzerfreundliche Moderationstools. Wenn Ihnen die Tonlage bei anderen Netzwerken zu rau geworden ist, könnte Spoutible eine angenehme Oase sein. Wer allerdings viele Nutzer erreichen möchte, hat bei Spoutible in Deutschland schlechte Karten.
Witzfaktor: Spoutible ist wie der nette Nachbar, der Ihnen im Hausflur die Tür aufhält – im besten Sinne.
X – Wenn Sie einfach (noch) nicht loslassen können
Ja, X ist immer noch da – und viele sind auch noch dabei. Sei es aus Gewohnheit, wegen der Reichweite oder einfach, weil die Timeline immer wieder wie ein Verkehrsunfall wirkt: schlimm, aber man kann nicht wegsehen. Auch wenn sich vieles verändert hat (nicht immer zum Guten), bleibt die Plattform für viele der Ort, an dem News, Memes und Meinungen am lautesten zusammenprallen.
Witzfaktor: X klingt wie ein Superschurke – und fühlt sich manchmal auch genauso an.
Und sonst so? Kleine Netzwerke mit großem Charakter
Abseits der großen Namen gibt es unzählige weitere Plattformen – oft themenspezifisch, oft sympathisch nerdig. Ob für Künstlerinnen, Aktivisten, Wissenschaftsinteressierte oder Menschen, die gerne ihre eigene Instanz basteln – irgendwo da draußen wartet Ihr neues digitales Zuhause.
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Fazit: X-it oder noch nicht?
Ob Sie bei Mastodon tröten, sich in Threads verheddern oder mit Bluesky durchstarten – Alternativen gibt es mehr als genug. Es kommt ganz darauf an, was Sie suchen: mehr Datenschutz, weniger Drama oder einfach ein neues soziales Zuhause.
Probieren Sie sich aus, wechseln Sie die Plattform oder machen Sie Multinetzwerk-Management draus – Hauptsache, Sie haben wieder Freude am Posten. Und wenn’s dann doch mal wieder X sein muss – tun Sie’s mit einem Augenzwinkern.